Vorige Woche trafen sich die Mitglieder des HEV Toggenburg in der Wattwiler Berit-Klinik zum Herbstanlass 2025. Die Besichtigung der erfolgreichen und hart erkämpften Klinik stiess auf reges Interesse.
Armin Brülisauer, Präsident HEV Toggenburg, begrüsste die Teilnehmenden zum Herbstanlass. Die exklusive Besichtigung der Berit-Klinik klärt die Frage: «Was ist mit unserem Regionalspital und Notfallzentrum Wattwil nach der Übernahme durch die Berit Klinik AG alles passiert?». Armin Brülisauer erklärte auch, dass der Abstimmungsanlass des HEV Toggenburg so früh im August war, weil er sonst zu nahe am Herbstanlass gewesen wäre. Nichtsdestotrotz erinnerte er nochmals daran, Ja zu stimmen in der Vorlage zur Abschaffung des Eigenmietwerts und Familie sowie Bekannte zu animieren. Peder Koch, CEO und Delegierter des Verwaltungsrates, muss indes niemand mehr animieren, in die Berit-Klinik zu kommen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda hat sich im Tal schon längst rumgesprochen. Das verdeutlichte später ein Fragestellender bei der Besichtigung der Klinik: «Wenn ich von der Ambulanz abgeholt werde und ich sage denen, ich will in die Berit-Klinik und nicht sonst wohin, dann müssen die doch meinen Wunsch berücksichtigen, oder?»
Eine gute Entscheidung
Peder Koch blickte in seinem Informationsteil auf die Anfänge zurück – auf den enormen Support der Gemeinde, der Hausärzte und der Bevölkerung. Die Übernahme durch die Berit-Klinik erfolgte am 1. April 2022. Wie viele haben gehofft, dass alles klappt, und teils politische Kombinationen, die hofften, es funktioniere nicht. Heute kann Peder Koch bezeugen, dass es zu 100 Prozent die richtige Entscheidung war. Zusammen mit den Hausärzten konnte eine gute medizinische Versorgung, die dem Toggenburg würdig ist, erreicht werden. Der CEO liess auch tief in seine Führungsphilosophie blicken. «Ich hatte immer Leute um mich, bei denen ich mir sicher war», erklärte er. Sein Motto «Man muss Menschen mögen», zieht sich durch jede unternehmerische Dekade und durch jede Station der sieben Standorte und neun Kliniken. Immer wieder besucht er die Berit-Kliniken und geht auf Tuchfühlung mit den Mitarbeitenden vom Oberarzt bis zur Reinigungskraft. Die Bodenständigkeit des gebürtigen Engadiners blitzte immer wieder auf und traf auf die Bodenständigkeit der anwesenden Toggenburgerinnen und Toggenburger.
Frohwüchsiges Unternehmen
Seit seinem Einstieg in die Berit Klinik, hat sich das Unternehmen um sechs Standorte erweitert. Erst im August dieses Jahres wurde in St.Gallen eine Sportklinik eröffnet. Der Hauptsitz befindet sich in Speicher. In Wattwil sind rund 120 MitarbeiterInnen angestellt. Das Gebäude gehört der Gemeinde Wattwil. Die BeritKlinik ist Hauptmieterin und übernimmt das volle unternehmerische Risiko. Unter dem gleichen Dach haben sich weitere Leistungserbringer eingemietet. Innert 20 bis 33 Jahre sollten die Bausumme und der Zins abbezahlt sein. Es gibt für die Gemeinde keine finanzielle Last. Seit der Gründung der Berit-Klinik durch Dr. med. Otto Bernhardsgrütter anno 1975 ist die Berit-Gruppe zu 100 Prozent in Familienbesitz und wird nicht als börsen- respektive dividendengetriebene Gesellschaft geführt. «Das Wichtigste sind zufriedene Patienten», erklärte Peder Koch, «und die gelebte Swissness.» Swissness nicht negativ-politisch gesehen, sondern auf die Qualitäten der Schweizerinnen und Schweizer bezogen, wie die Gabe, miteinander im Team etwas zu erreichen. Und das funktioniert in den Klinken der Berit, wo übrigens Mitarbeitende aus 21 Nationen am selben Strang ziehen.
Technologisch an der Spitze
Peder Koch nahm Bezug auf die hochinnovative VELYS Assisted-Robotic Solution, die es dem hoch qualifizierten Ärzteteam erlaubt, präzisere Eingriffe am Knie vorzunehmen. Zwei Roboter sind seit 2025 in Speicher im Einsatz. Die Berit-Klinik ist damit die erste Klinik in der Schweiz und die zweite in Europa, die mit gleich zwei VELYS™-Robotern arbeitet. Und was in der heutigen schweizerischen und europäischen gesundheitspolitischen Landschaft fast utopisch tönt: Es sind Patientinnen und Patienten aller Versicherungsklassen herzlich willkommen und erhalten eine Behandlung ohne zusätzliche Kosten.
Zahlen schiessen durch die Decke
Eine Präsentationsfolie von Peder Koch stiess auf grosses Interesse: Zahlen. 2008 führte die Berit-Klinik-Gruppe 700 Operationen durch – 2024 waren es sage und schreibe 10’125. 2008 beschäftigte sie 50 Mitarbeitende, 16 Jahre später sind es 630. Und auch die Anzahl Pflegetage stieg in diesem Zeitraum von 6000 auf 41’000. Zusätzlich zum durchgesetzten «Man muss Menschen mögen»-Credo eine aussergewöhnliche Bilanz. «Ohne gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wären 10’000 Operationen nicht möglich. Ich bin stolz auf unsere Mitarbeitenden. Sie sind das Wichtigste und haben unglaublich viel in kurzer Zeit erreicht», fuhr Peder Koch fort. Mitarbeiter und Patienten haben eine Sache gemeinsam: Sie erhalten Wertschätzung. Anschliessend zeigte Priska Eigenmann, Standortleiterin der Berit-Klinik Wattwil, das integrierte Versorgungsmodell auf. Das Leistungsangebot enthält unter anderem ein 24-Stunden-Notfallzentrum, ein ambulantes Zentrum mit einer Tagesklinik, die wiederum einen Operationsbetrieb umfasst, und diagnostische Leistungen in der Radiologie und der Labormedizin. Ein Thema, das die Anwesenden besonders bewegte, war, dass die akutstationären Notfallbetten in der Wattwiler Berit-Klinik auf zwei Nächte beschränkt sind. Peder Koch gab Auskunft, dass der Fall noch beim Bundesverwaltungsgericht hängig ist. Bekannt ist die Berit-Klinik für die Spezialsprechstunden (in den Fachbereichen Allgemeine Innere Medizin, Allgemeinchirurgie und Traumatologie, Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates, Anästhesie und operative Urologie) sowie die erfolgreiche vierwöchige Alkoholkurzzeittherapie PSA (mit jeweils neun Teilnehmenden pro Gruppe). Neu wird es in der Berit-Klinik auch eine Nierenpraxis und Dialyse geben. Peder Koch erklärte in seinem Ausblick, dass eine Wachstumsstrategie angestrebt wird, dies mit Vorsicht und einer Portion Demut über das bereits Erreichte.
Apéro und Besichtigung
Nach dem spannenden Informationsteil genossen die HEV-Mitglieder einen feinen Apéro aus der Küche der Berit-Klinik. Frisch gestärkt ging es in Kleingruppen zur Besichtigung von einem Stockwerk zum anderen.
