Mit seiner Partnerorganisation, dem Energietal Toggenburg, informierte er bei der Bichler + Partner AG in Wattwil rund 80 Interessierte über den bewussten und optimierten Umgang mit Energie, die Planung von PV-Anlagen, ihre Finanzierung, mögliche Fördermittel und die Auswirkungen auf den Fiskus. Dabei steuerten der Geschäftsleiter vom Energietal Toggenburg, Christoph Kauz, der Projektleiter Energie und Bauen von der Energieagentur St. Gallen, Martin Hobi, HEV-Präsident und Bankfachmann Armin Brülisauer und der Gastgeber sowie Inhaber der Bichler + Partner AG, Oliver Lacher, ihr grosses Fachwissen bei.
80 Prozent energetisch sanierungsbedürftig
Das Energietal Toggenburg hat seit der Gründung 2009 zwei Ziele vor Augen: Das Tal innert 25 Jahren energieautark zu machen und innert 50 Jahren die 2000‑Watt-Gesellschaft zu erreichen. Dazu bedarf es einiger Anstrengungen. «Denn 80 Prozent aller Gebäude im Toggenburg sind energetisch sanierungsbedürftig », so Kauz. Die Energie entweiche bei Wohnbauten über Aussenwände (30–35 Prozent), Dach (20–30 Prozent), nicht korrektes Lüften (15–20 Prozent) und die Fenster (15–25 Prozent). Wer dagegen etwas unternehmen wolle, solle nicht planlos auf die Reise gehen, so Kauz. Der Königsweg heisse: «Zuerst sanieren, dann den Wärmeträger ersetzen. » Dabei empfiehlt der Fachmann eine kostenlose Erstberatung vom Energietal. Sie gibt Antworten auf individuelle Fragen, unterstützt bei Förderanträgen, macht Investitionsvorschläge zu Effizienzmassnahmen und bietet einen Überblick über die wichtigsten Spartipps.
Das Haus als Kraftwerk
Für Kauz ist klar, dass die Sonnenenergie genutzt werden soll, um eigenen Strom zu erzeugen. «Die Photovoltaik-Module sind in den letzten zehn Jahren um das Zehnfache günstiger geworden.» In die Überlegungen miteinzubeziehen seien auch das Einspeisen des Stroms, das Installieren eines Batteriespeichers, um den Eigenverbrauch in der Nacht zu decken, oder die Installation eines Sonnenkollektors, um Warmwasser zu gewinnen oder die Heizung zu unterstützen. Auch dazu bietet das Energietal unter dem Titel «Power vom Dach» eine Beratung an.
Analysieren, planen ...
Für Oliver Lacher ist ebenfalls entscheidend, dass nur eine fundierte Planung zu einer erfolgreichen Installation einer PVAnlage mit weiteren Features erfolgreich ist. Dabei sei es wichtig, sich zu fragen, wo das Ziel des Projektes sei: ob man erst eine PV-Anlage wolle, eine Wärmepumpe oder die Ausstattung für die E‑Mobilität oder in Etappen vorgehen oder alles zusammen realisieren wolle. Mit einer Drohne wird das Dach zentimetergenau aufgenommen. Auch werden Heiz- und Stromkosten ausgewertet, mögliche Varianten bewertet, die Finanzierung thematisiert und eine Risikoanalyse gemacht. «Um es vorwegzunehmen: Investitionen in erneuerbare Energien sind kaum ein Risiko. » Aber es gelte, das Dach auf seine Beständigkeit zu prüfen, ob es statisch oder altershalber dem Gewicht der PVAnlage standhält. Erst nach Abklärung sämtlicher Fakten, mit den Offerten auf dem Tisch und der Wahl der Unternehmer, kann eine Strategie ausgearbeitet werden, wie das Ziel umgesetzt wird.
Fragen über Fragen wälzen
Denn die Ziele können unterschiedlich sein, so Lacher: «Will ich möglichst viel Sonnenstrom produzieren, meinen Energieverbrauch selber decken können, autark sein, meine Elektrofahrzeuge laden, die Heizung sanieren, mein EFH/MFH aufwerten, Mehrwert für die Mieter generieren, E‑Mobilität für die Mieter ermöglichen oder meine Heizung nach einem Defekt auswechseln?» Auch muss vor der Umsetzung klar sein, ob auch auf der Nordseite des Daches eine PV-Anlage installiert, ein Speicher eingebaut werden soll oder ob zu Beginn für die Elektromobilität nur ein Grundausbau reicht.
... umsetzen
Die Umsetzung, wie Lacher sagte, dauert in der Regel nicht mehr so lange wie die Planung selbst und jene der Termine, die Regelung der Finanzierung und das Abklären der Lieferfristen und Kapazitäten. In seinem Fallbeispiel konnten Lacher und seine Mitarbeiter innert zweier Wochen eine Gasheizung ersetzen, eine vollflächige PV-Anlage mit Speicher, eine Wärmepumpe und einen Wechselrichter installieren. «Wir haben uns deshalb bei Bichler + Partner AG dafür entschieden, alles – auch die Wärmepumpe – aus einer Hand anzubieten.» Dies sei wichtig. «Denn die Geräte müssen die gleiche Sprache sprechen, kommunizieren können, sonst funktioniert ihre Steuerung untereinander und auf Befehl des Smartphones nicht.» Läuft die Anlage, müssen die Pronovo (Zertifizierungstelle für Förderprogramme) informiert und weitere Fertigstellungsmeldungen gemacht und wie im Fallbeispiel die Gasleitung gekappt werden. Später, so Lacher, empfehle er einen regelmässigen Unterhalt, eine Überprüfung. Auch hierbei helfe die Drohne, Fehler oder Verunreinigungen zu entdecken.
Der «Dschungel» der Förderbeiträge
Auf der Reise durch den «Dschungel» der Förderbeiträge nahm Martin Hobi die Interessierten an die Hand. Grundsätzlich, so Hobi, werde der Ersatz fossiler und elektrischer Heizungen durch Wärmepumpen, Holzfeuerungsersatz ab 70 kW, Ladeinfrastrukturen in bestehenden MFH und die Gebäudemodernisierung mit Konzept, Dämmung etc. gefördert. «Im Wissen, dass die Regelungen laufend ändern, empfehlen wir ein Gespräch mit der Energieagentur. Wir helfen Ihnen weiter.»
Steuerliche Begünstigungen, aber ...
Bei der Finanzierung eines Projekts mit erneuerbaren Energien würden die Banken mit guten Spezialhypotheken helfen. Auch Renovationen würden unterstützt, so Armin Brülisauer. Eine Investition in erneuerbare Energie schlage sich auch steuertechnisch nieder. Die Investitionen seien auf drei Jahre verteilbar. Es könnte aber ein Negativeinkommen entstehen, deshalb sei es vorteilhafter, die (An-)Zahlungen zu etappieren. «Förderbeiträge sind zu versteuern. Und die neue Schätzung der Gebäudeversicherung erhöht den Neu- und Zeitwert, nicht aber den Eigenmietwert», so der HEV-Präsident.
Anlass erfährt Wiederholung
Der Anlass war schnell ausgebucht. Deshalb hat sich der HEV Toggenburg entschieden, am 21. November um 18.30 Uhr eine Neuauflage für seine Mitglieder zu organisieren. Dann werden die Referenten im Anschluss der Veranstaltung wieder Rede und Antwort stehen und die Lachers perfekte und grosszügige Gastgeber in ihren neuen Räumlichkeiten der Bichler + Partner AG sein. (meka)
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